Mutti so nö: die Kinderfahrradhelm-Mafia

Einen Kinderfahrradhelm kaufen – das ist ungefähr so eine mühsame Angelegenheit wie einen Krippenplatz zu ergattern oder einem Dreijährigen Pipi-Kacka-Witze abzugewöhnen. Denn Helme für Kleine gibt es eigentlich nur in zwei Modellvarianten: schweinehässlich oder schweineteuer.

Variante eins macht meinen eigenen Fachhandel-Nahkampferfahrungen über 95% des Sortiments aus. Die Regale biegen sich unter Helmen, die aussehen, als wären sie entweder für sportlich-pfiffige Rentner mit sehr kleinen Köpfen gedacht oder von Menschen designt, die sonst auf Tuningmessen Kotflügel lackieren. Psychedelische Formen, Farbverläufe in Neontönen – solche Muster kenne ich von Bodybuilder-Hosen aus den 90ern und finde sie auf den Köpfen meiner Kinder irgendwie deplatziert. Ich kann es mir nicht anders erklären: Da muss eine Art Mafia dahinter stecken, die mit viel schlechtem Geschmack und eisernem Willen ihr Marktmonopol verteidigt.

Dass der Nachwuchs beim Aussuchen mit dabei ist (wie will man sonst wissen, ob der Helm wirklich passt), macht die Kaufentscheidung übrigens nicht leichter. Denn Kinder verlieben sich ja in die absurdesten Sachen, so lange genug Autos mit Augen oder glitzernde Einhörner drauf sind. „Ooohh, kann ich den rosanen haben, mit den fliegenden Pferden drauf? Sowas hatte ich noch NIE!“ Ja, mit gutem Grund, mein Kind. Eltern haben auch so etwas wie eine ästhetische Sorgfaltspflicht.

Weshalb einem bei den restlichen fünf Helmen, die irgendwo oben rechts im Regal liegen, zunächst das Herz vor Erleichterung hüpft. Wie entzückend, diese retro-Versionen mit dezenten Dekors, die ein bisschen an kleine Vespa-Helme erinnern! Aber Preise zwischen 70 und 100 Euro? Im Ernst? Das gesamte Fahrrad dazu hat nichtmal die Hälfte gekostet. Das Knockout-Argument gewiefter Verkäufer an dieser Stelle lautet: „Na gut, aber an der Sicherheit der eigenen Kinder sollte man ja nicht sparen.“ Zumindest bei mir ein ganz wunder Punkt, der mich sofort alles andere vergessen und blitzschnell die EC-Karte zücken lässt.

Oh man. In meinem nächsten Leben werde ich Kinderfahrradhelm- oder Autositzproduzentin – und mit genau diesem Argument schwer reich.