„Ich bin überhaupt nicht multitaskingfähig, deshalb mache ich alles schön hintereinander“

In meiner Serie SO NE YEAH-MUTTI stelle ich Frauen vor, die ich toll finde und unbedingt mal ausfragen mag. Darüber, was sie machen und wie sie das mit dem Mamasein unter einen Hut bekommen. Heute: Schauspielerin, Autorin und Sängerin Alexandra Helmig, deren Film „Frau Mutter Tier“ diese Woche im Kino startet.

Sehr viel gelacht habe ich während meines Gesprächs mit Alexandra Helmig! Zum Beispiel, als wir uns gegenseitig erstaunt gefragt haben, wie wir jeweils all das hinbekommen, was wir so machen. Wobei ich meinen eigenen Alltag aus Familie, Redaktionsjob und Blog eher als Wellness-Programm einstufen würde – in Anbetracht dessen, was Alexandra so auf dem Zettel hat. Die Mutter zweier Töchter, deren Kinderbuch-Reihe „Kosmo & Klax“ Ihr wahrscheinlich kennt, hat gemeinsam mit ihrem Mann das Münchner Kinderkunsthaus gegründet. Gerade ist Ihr erstes Jazz-Album mit eigenen Songs erschienen. Und dann startet diese Woche im Kino auch noch die Komödie „Frau Mutter Tier“, für die sie Drehbuchautorin, Produzentin und Hauptdarstellerin zugleich war! Gemeinsam mit einem tollen Cast (zum Beispiel Julia Jentsch, Brigitte Hobmeier, Annette Frier) nimmt sie darin auf liebevoll-absurde Weise den Mama-Alltag zwischen Spielplatz, Bürojob und Dinkelkeks-Contest auf die Schippe. Mehr zum Film und den Trailer findet Ihr hier.

Alexandra, du bist Mutter zweier Töchter, arbeitest als Schauspielerin und Autorin, hast mit deinem Mann das gemeinnützige Münchner Kinderkunsthaus gegründet, gerade dein erstes Jazz-Album veröffentlicht und nun startet auch noch „Frau Mutter Tier“ – ein Kinofilm von und mit dir. Wie geht das eigentlich alles zusammen?
Zusammen geht das gar nicht (lacht)! Ich bin überhaupt nicht multitaskingfähig, deshalb mache ich alles immer schön hintereinander. Wenn ich mich auf etwas konzentriere, versinke ich ganz darin und alles andere tritt in den Hintergrund.

Du hast nicht das Gefühl, dich für ein oder zwei dieser Dinge entscheiden zu müssen?
Nein, ich empfinde es als großes Geschenk, all diese Talente zu haben und finde, dass ich sie auch nutzen sollte.

Kostet so viel Wirbel eigentlich Kraft?
Im Gegenteil, Kreativität gibt mir Energie. Immer! Die Schriftstellerin Maya Angelou hat einmal gesagt: „Kreativität kann man nicht aufbrauchen. Je mehr man sie benutzt, desto mehr wächst sie.“ Dieses Zitat liebe ich sehr.

Geht Mama sein und kreativ zu arbeiten besonders gut oder besonders schlecht zusammen?
Beides. Als die Kinder klein waren, war es natürlich toll, dass ich weniger arbeiten konnte und immer nur an das nächste Projekt denken musste. Aber meine Töchter wissen schon auch, dass sie mir am besten drei Mal sagen sollten, „Mama, du MUSST mich um fünf Uhr dort und dort abholen“, wenn ich gerade am Klavier sitze.

Gefällt den beiden denn, was du alles so tust?
Die finden das toll, ja. Nur als sie kleiner waren, haben sie sich manchmal beschwert, dass sie nicht wissen, was sie antworten sollen, wenn sie von anderen Kindern gefragt werden, was ich eigentlich arbeite. Ich habe ‚Schauspielerin‘ vorgeschlagen, aber sie fanden: „Du machst doch gerade gar keinen Film!“. ‚Künstlerin‘ fanden sie auch nicht passend, weil: „Du malst doch gar nicht.“ Sie haben dann meistens erzählt, dass ihre Mama zu Hause rumsitzt und irgendwas schreibt. (lacht)

Dein neuer Film, für den du nicht nur das Drehbuch geschrieben, sondern auch eine Hauptrolle übernommen hast, heißt „Frau Mutter Tier“. Was ist das eigentlich, ein Muttertier?
Das ist ja getrennt geschrieben! Ich mag solche Titel, bei denen man sich wundert: hä, wieso das alles jetzt zusammen? Und Mutter zu werden hat doch tatsächlich etwas Animalisches. Das berührt Bereiche in einem drin, die man vorher gar nicht kannte. Aber vor allen Dingen wollte ich einen Film machen, bei dem Mütter über sich selbst lachen können.

Welche ist deine Lieblingsszene?
Die, in der die Baby-Mutter im Biosupermarkt mit dem Kinderwagen nicht durch die Gänge kommt und dann einfach mal ausrastet. So wie Michael Douglas in „Falling Down“. Sie macht das, was so andere Mütter vielleicht auch liebend gerne tun würden – aber irgendwie traut man es sich dann ja doch nicht.

„Frau Mutter Tier“ zeigt auch, wie sich Mamas gegenseitig das Leben schwer machen. Warum sind wir überhaupt so anfällig für diese „mommy wars“?
Ich glaube, es liegt daran, dass es heute eben nicht mehr diese fixen Rollenbilder gibt wie früher. Da muss man sich seinen Weg als Mutter erst suchen und ist oft verunsichert.

Du hast für den Soundtrack einen eigenen Song beigesteuert. Und nach den Dreharbeiten sogar ein ganzes Album aufgenommen – in den Abbey Road Studios in London. Gerade ist es bei Sony erschienen. Wie irre ist das denn?
Ja! Das hätte man so nicht planen können.

Woher kommt diese plötzliche Liebe zur Musik?
Die Musik gibt es schon immer in meinem Leben, noch bevor ich mit dem Schauspiel angefangen habe, habe ich gesungen. Auch als die Kinder kleiner waren, saß ich viel am Klavier, das war für mich wie Meditation. In dieser Zeit hatte ich nur nicht den Wunsch, damit nach außen zu gehen. Aber jetzt will ich es zeigen.

Mit all diesen verschiedenen Leidenschaften in Deinem Leben – bist Du Dir da selbst manchmal zuviel?
Ja, das ist tatsächlich manchmal so.

Und was machst du dann?
Ich bin sehr gut darin, mich in mir selbst zu verlieren. Das brauche ich richtig. Aber dazu gibt es auch die verrücktesten Geschichten. Als Jugendliche saß ich mal vier Stunden lang in einem abgekoppelten Zug, bis man mir sagte, dass ich sitzen bleiben kann so lange ich will, aber dieser Zugteil fährt nicht weiter. Und ich habe auch schon den Schulranzen meiner Tochter ganz in Gedanken mitten in der Stadt stehen lassen. Der wurde uns dann zum Glück nach ein paar Stunden von zwei Polizisten wiedergebracht.