Ich habe Lama-Langeweile! Und erforscht, wie Trendtiere gemacht werden – sieben geheime Regeln

Das Lama ist der neue Flamingo ist das neue Einhorn ist die neue Eule. Trendtiere sind die Kings of Kinderzimmer und Kaffeetafel. Aber wer entscheidet eigentlich, welches Vieh wann dran ist? Der knallharte Hintergrund-Report.

Boah, ich hab ja schon wieder Lama-Fatigue. Wie geht’s Euch? Könnt Ihr das glotzende Kameltier noch aushalten oder sehnt Ihr Euch auch nach einem neuen Kandidaten aus der Sparte „Trendtiere und -pflanzen“? Weil mich brennend interessiert, was als nächstes kommt und wie dieses Megabusiness eigentlich funktioniert, habe ich mich auf Investigativrecherche begeben. Mit Alpakaohren-Flauschmütze und in Flamingo-Strumpfhose. Zwischen skrupellosen Fauna-Lobbyisten, gegen die die Tabak- und Waffen-Strategen aus „Thank You for Smoking“ alt aussehen.  Aber jetzt weiß ich Bescheid, Ihr Lieben. Und Ihr gleich auch.

Die geheimen Regeln des Trendtier-Karussells
  1. Das Grünzeug muss Pause haben: Wie bei so ungefähr allem im Leben kommt es auch bei der Trendtier-Werdung auf den richtigen Zeitpunkt an. Da sich Flora und Fauna in den letzten Jahren auf dem Lifestyle-Markt einen erbitterten Wettkampf lieferten, haben sich die Lobby-Vertreter inzwischen auf einen konsequent getakteten, alternierenden Trend-Fahrplan geeinigt. Eine Saison ist das Grünzeug dran (der Kaktus ist die neue Ananas ist die neue Palme…, man kennt das ja), dann sind wieder die Tiere am Zug.
  2. Die Trendtier-Formel: Aber welche Zwei- und Vierbeiner kommen überhaupt in Frage (Keinbeiner haben ganz schlechte Karten, ist leider so)? Forscher ziehen dafür folgende Formel heran: süß + bizarr + exotisch = Trendtierpotential. Alle drei Komponenten müssen zusammenkommen, damit es nachher finanziell so richtig funzt. Das Einhorn ist nicht nur deshalb zum Trendtier geworden, weil es so niedlich aussieht. Nein, entscheidend für seinen Erfolg war, dass es diese beknackte Eso-Fabelwesen-Aura hat und dass es genau genommen gar nicht existiert. Und: Nur diese tolle, korallenrote Farbe hätte dem Flamingo nicht weitergeholfen, da braucht es schon auch diese schrumpeligen, bizarr überproportionierten Vogelfüße sowie eine ordentliche Schippe Seltenheitswert. Hunde, Katzen und Hasen merken wohl an dieser Stelle, dass es schlecht für sie aussieht. Tough Business.
  3. Der Concept-Store als Kreißsaal des Trendtiers: Ist der neue König der Tiere gekürt, beginnt seine Inthronisation im Concept-Store für Kinderbekleidung und Lifestyleprodukte. Denn natürlich ist für den Hype um das nächste Trendvieh die Verknappung entscheidend. Es darf zunächst nur auf sehr wenigen Produkten zu sehr hohen Preisen zu kaufen sein. Damit sehr wenige Menschen das Gefühl haben, sie seien die Einzigen, die schon Bescheid wissen und es dafür umso enthusiastischer möglichst vielen anderen Leuten erzählen. Ist dieser Schritt geschafft, beginnt…
  4. Das Merchandising Feuerwerk: Nun zieht der Mainstream nach. Große Bekleidungsketten, Schulranzen-Hersteller, Badezusatz-Mischer, Gesichtswurst-Lieferanten, Fahrrad-Monteure – alle kloppen jetzt wie irre auf ihre Sortimente dieses Tier drauf. Die Sinnfrage wird dabei großzügig auf irgendwann später vertagt. Ihre wichtigsten PR-Verbündeten sind übrigens…
  5. Hysterische Mütter mit Mottogeburtstags-Pinterest-Boards (wie ich):  Kinder kommen ja nicht einfach so von alleine auf die Idee, dass sie bei der Frage nach ihrem Lieblingstier auf einmal „Flamingo“ antworten könnten. Oder „Eule“. Warum zur Hölle auch?
  6. Die Instagramabilisierung: Üblicherweise haben sich in den sozialen Netzwerken zu diesem Zeitpunkt folgende Hashtags etabliert: #namedestrendtiers, #namedestrendtiers+love # namedestrendtiers+party (also: #flamingo, #flamigolove, #flamingoparty). Der Ritterschlag eines jeden Trendtiers ist ein eigenes Emoji, ganz klar. Und das absolute I-Tüpfelchen sind Hater. Wobei diese Evolutionsstufe meist schon die finale Phase einer Amtszeit einläutet.
  7. Der Tod des Trendtiers: ist die Drogeriemarkt-Serviette. Unumstößliche Regel, ganz klar. Sie gehört zu den letzten Auswürfen des Merchandising-Fleischwolfs, deshalb beginnt nun die Lobbyarbeit für die Nachfolge-Regelung – wenn auch die Trendtiere nun erstmal eine Saison Pause haben (siehe Punkt 1.). Aber keine Sorge: es liegt bestimmt schon was hippes Grünes im Concept-Store.